Die Bildzeitung, sofern man dies wirklich Zeitung nennen darf, ist das am meisten in Deutschland verkaufte, bedruckte, gefaltete und täglich erscheinende Papier überhaupt. In der Schule und im Elternhaus wurde einem stets beigebracht dieses Faltblatt zu meiden. Ja sogar sich zu schämen wenn man dieses liest und so dem Verlag Geld zukommen lässt. So hat sich im Laufe der Jahre, zumindest bei mir, ein sehr schlechtes Image der Bild manifestiert. Man könnte meinen die Bild wird nur von der “Bildungsfernen-Schicht” gelesen/begutachtet, aber meinen Beobachtungen zufolge scheint das nicht ausschließlich der Fall zu sein. Als ich diesem Artikel geschrieben habe, saß ich gerade in einer Begegnungsstätte einer der obersten Kommandobehörden unserer Streitkräfte. Als das Ereignis eintrat, welches der Grund für diesen Artikel ist. Ein junger Offizier (OL) betritt den Raum und kauft sich eben dieses Faltblatt mit den vier großen Buchstaben. Aus seinem Dienstgrad und seinem Alter kann man ableiten, dass er an einer der renommierten BW-Unis studiert hat und es auch zu einem Abschluss gebracht hat. Diesen jungen Offizieren wird vom Anfang an ihrer Ausbildung zum Vorgesetzten eingebleut, dass sie eine enorme Vorbildwirkung auf ihre Soldaten und noch viel wichtiger, auf die gesamte Gesellschaft haben. Man könnte jetzt meinen: Das ist ein Einzelfall und Bild wird überall gelesen. Allerdings ist es mir in den letzten Monaten vermehrt aufgefallen, dass die Bild einen überdurchschnittlichen großen Leserkreis in den Streitkräften hat. Sowohl bei den Stabsoffizieren, als auch bei den altgedienten Unteroffizieren. Beide Gruppen haben eine große Vorbildfunktion inne. Der persönliche Anspruch an Informationsqualität spiegelt sich in an der Qualität der Arbeit des einzelnen wieder. Das ist eine etwas radikale These, der ein oder andere kauft sich dieses Faltblatt ja nur “wegen der Sportseite”, daher trifft dies vielleicht nicht zu. Aber entscheidend ist jedoch, dass die Fähigkeit zur sinnvollen und faktenbezogenen Argumentation durch die pseudo-Informationen und die “einfache” Sprache in der Bild in Mitleidenschaft gezogen wird.

Jährlich werden viele tausend Junge Männer zur Wehrpflicht eingezogen. Für viele ist dies die erste große Erfahrung abseits vom Elternhaus, der Freunde, der Schule und/oder der Ausbildung. Die meisten verlassen die Streitkräfte nach ihrer Pflichtzeit von neun (bald 6) Monaten wieder und kehren nie in Diese zurück. Sie kehren aber in das Zivilleben ein und sind Staatsbürger-ohne-Uniform. Das ist eine enorme Verantwortung der Streitkräfte. Daher sollte die Pflicht der Bundeswehr darin bestehen, diesen jungen Menschen als Vorbild zu dienen und sie auf das Leben nach Zeit in der Armee vorzubereiten. Sie sollen sich nicht dem sinnlosen Militarismus verfallen. Viele der Rekruten werden nach ihrer Grundausbildung nicht mehr gefordert und und dümpeln die letzten sechs Monate vor sich hin, ohne eine sinnvolle Aufgabe zu haben. Geld verdienen sie trotzdem dabei, nicht gerade vorteilhaft für die Zeit nach der Bundeswehr. Wenn die Wehrpflicht nur noch sechs Monate dauert, und das wird nicht mehr lange dauern, lohnt es sich noch weniger die Rekruten militärisch für ihre kurze Dienstzeit auszubilden. Umso mehr kann es sich für die Bundeswehr und die Gesellschaft lohnen, wenn diese Dienstzeit sinnvoll gestaltet wird und den Soldaten nach ihrer militärischen Ausbildung Wissen vermittelt wird. Ich denke da an politische Bildung, Auffrischung von deutscher Grammatik/Orthographie, insbesondere bei den Wehrpflichtigen mit Migrationshintergrund. Wenn der Dienst etwas mehr geistigen Anspruch bietet, so finden sich bestimmt auch mehr junge Männer die den Streitkräften für längere Zeit beitreten wollen und allen anderen kann Wissen nach wie vor nicht schaden.


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